Germany’s Next Topmodel – ein Wegbereiter für Essstörungen?

Das westliche Schönheitsideal hat die Realität zu guten Teilen verlassen: Die uns präsentierte Makellosigkeit ist für niemanden erreichbar. Das bestätigen auch Models wie Cindy Crawford: “Im wirklichen Leben, ohne Make-up und gute Beleuchtung, sehe nicht einmal ich aus wie Cindy Crawford.” oder Meaghan Kausman, die im vergangenen Jahr offen legte, wie stark ihre Bilder für die Kollektion von Fella Swim bearbeitet wurden.
Mit dem Sendungsformat Germany’s Next Topmodel hat diese Scheinwelt den Sprung vom Werbeplakat ins Unterhaltungsfernsehen geschafft – mit fatalen Folgen. Eine Studie, die vom Internationalen Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) in Kooperation mit dem Bundesfachverband Essstörungen (BFE) e.V. durchgeführt wurde, konnte belegen, dass Germany’s Next Topmodel im Bereich von Magersucht und Bulimie ein besonders hoher Stellenwert als möglicher Auslöser und Verstärker zukommt.
Insgesamt wurden im Rahmen der Studie 241 Menschen ab 11 Jahren befragt, die sich zum Zeitpunkt der Studie aufgrund von Magersucht oder Bulimie in psychosomatischer Behandlung befanden. Obwohl zu Beginn der Befragung keine Sendungen vorgegeben wurden, gab fast ein Drittel der TeilnehmerInnen von sich aus GNTM als entscheidend für die eigene Krankheitsentwicklung an. Sendungen wie “Extrem Schön”, “Extrem Schwer” oder “Das perfekte Dinner” spielten hier nur eine untergeordnete Rolle. Zwei Drittel der Teilnehmerinnen waren im weiteren Verlauf der Befragung der Meinung, dass ihre Krankheit durch Germany’s Next Topmodel beeinflusst wurde und 85% dieser Gruppe stimmten der Aussage zu, dass die Sendung Essstörungen verstärken kann.
Das Forscherteam des IZI sieht die Ursache hierfür im von der Sendung verwendeten Cocktail aus unerreichbaren Normen, stark wertenden Vergleichen, bedingungsloser Anpassung bis hin zur Selbstaufgabe –  jede “Challenge” wird angenommen – und der hierfür notwendigen Distanzierung von den eigenen Gefühlen. Das Fazit der Studienleiterin Dr. Maya Götz fällt entsprechend eindeutig aus: “Wir brauchen dringend eine Erweiterung der medialen Bilderwelten und mehr Achtsamkeit beim Umgang mit jungen Frauen vor der Kamera. Werden sie auf ihren Körper reduziert und in diesem hochsensiblen Bereich kritisiert, kann es nicht nur für die Akteurinnen, sondern auch für junge Frauen vor dem
Fernseher fatale Folgen haben.” Dieser Forderung nach mehr Vielfalt und weniger Bewertung von Körpern schließen wir uns natürlich an.
Pressemeldung von IZI und BFE
Die Sendung Germany´s Next Topmodel kann Essstörungen verstärken